Die Eierschecke ist eine Kuchensorte, die zum Schaden der Menschheit auf dem Rest des Globus unbekannt geblieben ist.“, meint der Dresdner Erich Kästner.
Und er hat recht, wenn Sie mich fragen. Leider.
Die Eierschecke ist eine sächsische Spezialität mit einem Boden aus Hefe- oder Mürbeteig, einer saftigen Quark-Eier-Puddingschicht und der sogenannten Eierscheckenmasse. Nach dem Backen wird die noch warme Eierschecke mit flüssiger Butter bestrichen und feinem Puderzucker bestäubt. Delikat. Köstlich. Der pure Genuss.
Woher kommt diese kulinarische Glückseligkeit?
Die Herkunft der Eierschecke ist nicht genau auszumachen. Aristoteles konnte sie auf alle Fälle noch nicht genießen. Musste sich seine „Glückseligkeit“ woanders suchen.
Ein Dresdener Stadtführer erzählte mir schmunzelnd, dass der Name „Schegge“ aus dem 14. Jahrhundert stamme und nach einer damals modernen Männerbekleidung benannt worden sein soll. Diese bestand angeblich aus einem halb- bis dreiviertellangen Leibrock und wurde, um den Bauchumfang zu betonen, mit einem Hüftgürtel getragen. Schließlich schmeckt die Eierschecke nicht nur außergewöhnlich gut, sie ist auch noch sehr nahrhaft. Und weil dadurch die Kleidung als Dreiteiler erschien, soll das Kuchenstück danach benannt worden sein. Klare Sache damals: Wer es sich leisten konnte, öfters Eierschecken auf den Tisch zu bringen, dem ging es gut. Beleibtheit war ein Zeichen für Wohlstand und Reichtum. Wer dick war, der galt etwas.
Nun will ich Ihnen hier nicht zur Fettleibigkeit raten oder Sie gar dazu verführen. Wir alle wissen: Die Dosis macht das Gift. Und eine gewisse Genussfreudigkeit muss nicht zwangsläufig einen gesunden BMI sprengen. Es ist fraglich, ob die Öfen des 13. Jahrhunderts zum Gelingen einer deftigen Eierschecke beitragen konnten. Die Schecke nimmt es sehr genau mit der korrekten Backtemperatur und reagiert empfindlich wie eine Diva bei Abweichungen: Sie ist dann schnell beleidigt und schmollt zusammen. Kein schöner Anblick.
Insofern erscheint eine andere Quelle als glaubwürdiger, die Eierschecken-Rezepte in Backbüchern erst seit ca. 100 Jahren nachweist.
Reinhard Lämmel hat herausgefunden, dass das Wort „Schecke“ vom mittelhochdeutschen „schegge“ abstammt. Es bedeutet „streifig machen oder auch bunt“. Und streifig ist die Eierschecke ja: Weiße Quarkmasse, gelbe Scheckenmasse und braune Decke. Aber bunt? Nun zugegeben, mein Alltag wir immer etwas bunter, wenn ich von der „Schegge“ nasche.
Das Geheimnis guter Eierschecken-Herstellung
Die Eierschecke gibt es in vielen verschiedenen Variationen. Ein starres Rezept gibt es nicht. Fast jede Familie in Sachsen hat ihr eigenes, teilweise wohl gehütetes Familienrezept, das von Generation zu Generation weitergegen wurde und wird.
In der Regel erhält man die Schecke als sogenannten Blechkuchen. Ein Name, der nicht so recht zu dieser Köstlichkeit passt, wie ich meine, und dem Kuchenblech geschuldet ist, auf dem sie gebacken wird. Man erhält sie aber auch in Tortenform.
Im klassischen Stil besteht sie aus drei Lagen und verdankt ihren Namen der obersten Schicht: Sehr fluffig aufgeschlagene Eier mit Butter, Zucker, Pudding und steif geschlagenem Eiweiß. Das ist die leckere Scheckenschicht. Darunter bildet eine Quark-Pudding-Eigelb-Vanillemasse die saftige Mitte. Der Boden ist dünn und nicht zu trocken. Er wird meist aus einem recht unspektakulären Hefeteig hergestellt. Aber auch ein klassischer Mürbeteig ist möglich. Oder wenn es schnell gehen muss, den Boden einfach weglassen.
Mein Empfehlung: Je dicker die Scheckenschicht desto delikater der Kuchen. Gebacken wird mit Mittelhitze, wobei moderne Umluft der Eierschecke nicht wirklich gefällt. Also lieber die altbekannte Unterhitze wählen. Zum Geheimnis des richtigen Backens später mehr in den Rezepten. Es wird ihnen nicht erspart bleiben, in einigen Versuchsreihen, die richtige Backeinstellung ihres Herdes herauszufinden – zur Freude ihrer Lieben zu Hause.